Sonntag, 30. Januar 2011

Bericht 41 Die erste Woche bei Guia und mein 2. Besuch bei Xirau

(21.11-28.11.2010)

Und wie gings weiter bei mir?
Da Benjamin und ich auf dem Heimweg von Xirau beschlossen hatten, dass wir uns doch mal Barcelona ansehen sollten... Gingen wir an diesem Sonntag raus in die Stadt und verhielten uns mehr oder weniger wie „richtige“ Touristen. Was uns dabei stark half war „Guillermina Morales-Blacksmithtouristguide for Barcelona“, ein Stadtplan von Barcelona auf welchem Guillermina alle interessanten Schmiedearbeiten der Stadt aufgelistet hat! Das was Benjamin und ich sofort feststellen konnten, war, dass es hier nicht viel anders als in all den anderen Städten war, und man von allen Seiten ziemlich komisch angesehen wird, sobalt man vor einer Schmiedearbeit stehen bleibt, und anfängt darüber zu Diskutieren... Ich persönlich finde die manchmal doch etwas entgeisterten Blicke der Leute ziemlich lustig, wenn man in deren Augen von einem „einfachen“ Geländer oder irgend einer kleinen Arbeit ein Bild macht oder länger davor stehen bleibt um sie sich anzusehen... Manchmal gibt es sogar Touristen die dann heimlich von dem selben Stück ein Bild machen! Na ja auch eine Möglichkeit das Schmieden in der Welt wieder etwas zu etablieren.
Was uns hier besonders stark aufgefallen ist, und mich schon in Madrid verwundert hat, ist, dass es nahezu keine Zerstörung durch Rost in der Stadt gibt... Dadurch ist Barcelona wie auch Madrid ein Traum für Schmiede, hier kann man viele alte Arbeiten bewundern welche in Deutschland vielleicht nur noch zur Hälfte existieren, wenn sie sich durch die starke Korrosion überhaupt noch am Gebäude befinden... Benjamin und ich diskutierten fast den ganzen Tag über dieses Thema und versuchten vieles auszuschließen, doch unserer Meinung nach müsste sich, die Industrie und das Meeresklima sehr negativ, auf die meist sehr schlecht korrosionsgeschützen Arbeiten auswirken...
Wir sahen uns viele alte, wie auch neue Arbeiten an. Doch leider konnten wir für uns zu keiner vernünftigen Erklärung für das „Nichtrosten“ kommen... Zurück bei Guia erzählten wir ihr von unserem Touristentrip, und davon, dass es erstaunlich sei, dass hier in Barcelona fast kein Rost vorherrschen würde...
Diese Erklärte uns, dass dies an dem guten Katalanischen Stahl liege und daran, dass die Stücke geschmiedet seien. Als ich ihr jedoch erzählte, dass auch neue Teile weniger Rosten würden als in Deutschland und dass der Stahl heutzutage ja wohl ziemlich der selbe sei, und wir auch nichtgeschmiedete Stücke ansahen, meinte diese jedoch, das Rostproblem hier in der Stadt ziemlich stark sei. Und sie uns bald ein altes Tor zeigen würde, welches sie restaurieren wolle...
So war ich zwar auch davon überzeugt, dass geschmiedeter Stahl nicht so Rostanfällig ist... aber es bestimmt nicht an dem besonderen Katalanischen Eisen legen könne, da ja auch der Moderne Stahl hier weniger rostet als in Deutschland oder Frankreich oder vielen anderen Ländern, und dass bei einem wesentlich schlechteren Schutzanstrich oder fehlender Verzinkung...
Am nächsten Morgen ging unsere Arbeit mit den Balkonhalterungen weiter... und das ziemlich schnell, der Kunde von ihr wollte Zeit sparen und so machte Guia ziemliches Tempo... Sie sagte nur zu uns, wenn er schwitzen will dann soll er schwitzen...
Ich verstand mich gut mit ihm und sprach mit ihm auch ein wenig über das Schmieden... Er erklärte mir, dass er das alles noch lernen wolle und er noch ganz frisch auf dem Gebiet sei....
Beim essen nach der Arbeit, mit Benjamin und Guia ging die Diskussion über das Eisen weiter und es entwickelte sich daraus ein ziemlich ernstes Gesprächsthema...
Am nächsten Morgen wollten wir mit den mit den Balkonhaltern weiter machen, doch fingen wir heute etwas später an da Guillermina noch etwas mit dem Kunden zu klären hatte! Was es war konnte ich erst später erfahren, Guia erklärte mir, dass er sich bei ihr beschwert hatte das ihre Schmiede nicht richtig eingerichtet sei, da ich ihm erzählt hatte, dass man diese Arbeit auch mit einem Lufthammer machen kann und dies etwas einfacher sei...
Und so war sie mal wieder sauer auf mich... Dieses mal lag der Fehler auch wirklich bei mir, doch wusste ich zuvor wirklich nicht, dass ich ihn in Sachen Ausrüstung der Schmiede anlügen hätte sollen! Gestern hatte er mich gefragt ob es dafür denn auch Maschinen oder etwas anderes geben würde und ich sagte ihm einfach die Wahrheit, weder das die Werkstatt hier schlecht ausgestattet sei noch etwas anderes...und erzählte ihm von dem Schwanzhammer den wir bei Fritz hatten mit dem das Arbeiten zwar etwas komplizierter ist, der aber auch das Arbeiten schon etwas erleichtern würde, ich dachte mir dabei nichts da er ja das schmieden lernen wollte und was hätte ich auch sagen sollen?! NEIN es gibt keine Maschinen, zumal der Plan bei Guia war, den Maschinenhammer über die nächsten Tage in der Schmiede zu installieren...
Na ja egal, es war hier eh immer falsch was ich sagte oder auch mal nicht sagte!... zumindest diskutierte ich diesen Abend wieder etwas mit Guia, doch heute beruhigte sie sich ein wenig und die Situation schien sich erheblich zu bessern!

Am Mittwoch besuchten wir sogar gemeinsam einen befreundeten Schmied von ihr, um dort einen Amboss für Guillerminas Schmiedekurs zu holen. Und hatten an sich, einen ziemlich schönen Tag Miteinader!

Da wir für Donnerstag keine Arbeit hatten, strich ich in der Früh noch Laternen und konnte am Nachmittag an der Idee für die Schmiedeweihnacht in Ybbsitz arbeiten, ein Windspiel oder Glockenspiel, wie man es auch nennen will, für das Thema klingende Weihnacht.... Die Arbeit bei der mir Benjamin ein wenig zur Seite stand, ging gut voran und das Probestück war bis zum Abend fertig, so konnte ich an diesem Tag die Anmeldung für das Schauschmieden zurück in das Schmiedezentrum/Ybbsitz schicken...

Am Freitag konnte ich mal wieder etwas ausspannen, an diesem Tag fuhr ich bereits am Morgen zu Xirau, dieses mal alleine. Da er mir bei meinem letzten Besuch versprochen hatte, dass wenn ich das nächste mal zu ihm kommen würde, wir gemeinsam ein wenig schmieden werden und er mir auch ein bisschen was zeigen würde. Ich freute mich Riesig auf meinen zweiten Besuch bei ihm! So kam ich mit meinem Moped zur Vesperzeit in Xiraus Werkstatt an und konnte hier noch einen Bissen essen bevor wir gemeinsam runter in die Werkstatt gingen. Dor drückte Miquel mir ein Stück Messing in die Hand, dass ich zuerst zu einer Spitze schmieden sollte, etwas absetzen und dann stauchen sollte... er sagte immer zu „Poko Poko“, was er auf die wärme und die Hammerschläge bezog und so konnte ich immer etwas alleine schmieden, bis er wieder zum kontrollieren vorbei kam... als er mich bei der zweiten „Übung“ das Aufgestauchte Stück von oben Kreuzförmig auseinander schneiden ließ, wusste ich schon auf was er hinaus wollte und ich machte auf meine eigene Faust weiter eine Rose daraus zu schmieden... als diese ziemlich fertig war, war es auch schon Mittagszeit und ich ging mit seinem Werkstattmeister in ein Lokal zum essen... wir beide konnten uns nur schwer verstehen doch verstanden wir nach ein paar Andeutungen doch was wir voneinander wollten! Am lustigsten war es für ihn und mich wohl, das Essen zu bestellen ;-)! Doch trotz alledem konnten wir uns ein wenig über das schmieden Unterhalten...
Nach der Pause konnte ich noch ein wenig an der Rose weitermachen, bis Xirau mich auch dieses mal wieder an meinem Arm nahm und gemeinsam mir zu einer anderen Baustelle ging.
Dort montierten gerade ein paar Arbeiter von ihm, eine Treppe, auch hier hatte ich jede Menge Fragen über die Montage, die wir gemeinsam mit Händen und Füßen klärten ;-) Und so verging auch dieser Tag mit Xirau, am Abend zeigte er mir noch viele interessante Arbeiten in seiner Werkstatt und wir saßen am Abend mit seiner Familie beim Tee zusammen, bis ich mich wieder auf nach Barcelona machte!
Da mich Xirau bereits Mittags Fragte ob ich am Samstag mit ihm zu einer Einweihung von einer Skulptur auf einem Kreisverkehr kommen wollte, freute ich mich schon den ganzen Heimweg über auf den nächsten Tag... Doch hatte ich die Rechnung nicht mit Guia gemacht, gegen Mittag war sie noch einverstanden das ich zu Xirau fahren könne, doch am Abend musste sie kurzfristig zu ihrer Familie fahren, weshalb ich bei Xirau absagen musste und mit Benjamin am Samstag, ihren Studenten das Nagelschmieden etwas näher brachte. So verging dann auch der Vormittag, Nach dem Kurs gingen wir mit einem Studenten in der Stadt ein Kebab essen und am Abend unterhielt ich mich noch lange mit Benjamin über das Schmieden, bis ich letztendlich früh schlafen ging um am nächsten Morgen wieder fit zu sein. Ich hatte mir vorgenommen noch einmal Barcelona zu erkunden.
Allerdings konnte ich dank dem Lärm auf der Straße nicht einschlafen, da fällt mir grade ein, dass ich euch von meinem super Schlafplatz noch kein Wort erzählt hab!

Na ja, dann schieben wir das hier schnell ein!
Nach zwei Tagen mit Guia in der Wohnung wollte sie etwas mehr Privatfähre und so fragte sie mich ob es nicht möglich wäre, dass ich vorne im Atelier schlafen würde, da ich der Meinung war, dass alles besser sei, als mein Zelt Irgendwo mitten im Nirgendwo... Zog ich in das Atelier um... Die ersten Tage dort waren auch nicht weiter schlimm, doch konnte man hier nur mit Gehörschutz schlafen. Da man alle Geräusche von einer der schlechtesten Straßen hier in Barcelona in voller Lautstärke zu hören bekam... zwar wachte ich gelegentlich auf wenn sich die Trunkenbolde, Drogendealer oder Straßenschwalben direkt vor meiner Eingangstür schlägerten doch gewöhnte ich mich auch an diesen Lärm...

Ja und an diesem Samstag Abend war die Lautstärke auf der Straße extrem, was wohl daran lag, dass der FC Barcelona heute ein Spiel gegen, ich glaube Madrid hatte... so konnte ich anfangs nicht einschlafen und holte mir bessere Ohrenstöpsel aus meinem Moped, mit denen ich schlief wie ein kleines Baby.

...So konnte also mein Sonntag morgen beginnen... Es war gegen 9 Uhr, ich war wach fit und absolut glücklich und wollte meinen Tag mit duschen beginnen, bevor ich in die Stadt aufbrechen würde... doch die Tür zu Guia`s Wohnung war abgesperrt... „Komisch“ dachte ich mir, da der Roller, mit dem Guillermina zu ihrer Schwester aufgebrochen war, nicht im Atelier stand. „Na ja, vielleicht ist sie ja mit jemanden heim gekommen und will einfach nur ihre Ruhe haben, oder so ging mir durch den Kopf und so ging ich durch die Ateliertür nach außen um von dort zu Benjamin in die Werkstatt zu gelangen... Diesem erzählte ich von meinem Vorhaben und fragte ihn ob er denn nicht mitkommen wollte...
Da es mir allerdings mit der abgesperrten Wohnung doch etwas Spanisch vorkam fragte ich Benjamin ob er wisse ob Guia Zuhause sei oder nicht, dieser meinte, dass er sich nicht sicher sei aber in der Nacht Geräusche auf der Terrasse gehört hatte und er denkt das sie zu Hause ist...
Da ich meinen Geldbeutel und meine Kamera oben im Atelier vergessen hatte, musste ich noch mal in die Wohnung... so versuchte ich zuerst bei Guillermina zu klingen, doch niemand machte auf. Nachdem ich an ihre Türe klopfte sagte mir Benjamin, dass er den Schlüssel für die Wohnung hätte... und so konnte ich in die Wohnung gehen...
Doch was ich dort sah konnte ich mit meinen nicht glauben... die ganze Wohnung war verwüstet jeder Schrank stand offen, überall lagen Akten und Papier am Boden, die Balkontür und das Fenster standen offen...
Nicht ganz sicher was ich machen sollte rief ich zuerst Benjamin und gemeinsam überlegten wir was wir in diesem Fall am unternehmen könnten... so versuchten wir zuerst bei Guillermina anzurufen doch diese ging nicht an ihr Handy...
Nach ein paar Stunden und mehreren versuchen einen Bekannten von Guia ausfindig zu machen oder Guillermina selbst ans Telefon zu bringen entschlossen sich Benjamin und ich auf die nahegelegene Polizeiwache zu gehen um dort den Einbruch zu melden...

Ja und dank der sehr sehr schnellen Polizei verbrachten wir dort etwa 5 Stunden um zu erfahren, dass wir nichts machen können, da Guia selbst hier vorbei kommen muss... (Tolle Zeitverschwendung, na ja zumindest konnten wir hier feststellen, dass in einer Polizeiwache ein Verkehr wie am Nürnberger Bahnhof zur Weihnachtszeit ist, Ich hatte noch nie viel mit der Polizei am Hut, aber so viele Leute wie hier ein und aus gingen ist glaube ich nicht mehr normal)

Als wir wieder zurück in der Wohnung waren rief endlich Guia an, die uns erklärte, dass sie in einer halben Stunde zurück sei... So warteten wir noch auf sie und ich stellte mich schon auf jede Menge ärger ein. Den ich bei ihrem Eintreffen nicht erhielt, sie war ziemlich durcheinander, trotz alledem relativ locker und erklärte uns, dass der Einbrecher bestimmt der selbe Mann war, der schon einmal in ihrer Wohnung stand!

Komische Gegend hier! Es war das erste mal für mich zu erleben wie irgendwo eingebrochen wurde, bei mir zu Hause kann man den Schlüssel im Auto stecken lassen und nach einer Woche steht das Auto immer noch da... Ich hoffe nur das es immer noch so ist wenn ich wieder daheim bin ;-)! Und doch verstand ich an diesem Tag zum ersten mal, das etwas paranoide verhalten, dass Guillermina immer wieder an den Tag legte und in mir selbst entwickelte sich auch ein leichter Verfolgungswahn... Schließlich war ich in der Wohnung als sie leer geräumt wurde und der Einbrecher musste mich auch gesehen haben... sonst hätte er nicht die Türe abgesperrt!
Na ja aber so läuft die Welt, Glück im Unglück ist ja niemanden etwas passiert!

Liebe Grüße an alle
Stück davon
Euer Peter

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