Sonntag, 5. Juni 2011

Bericht 52

Wieder Gesund und Munter
(21.2-27.2.2011)

Glücklicherweise war ich bis zum Montag wieder Gesund und Munter und konnte so in meine letzte Arbeitswoche, in Frantschach starten. So half ich am Montag Erich in der Schmiede beim Axtlochen, und fand, als ich nach Feierabend auf mein Zimmer kam, ein Paket aus Deutschland auf meinem Bett liegen :)
Ich freute mich riesig darüber, dass mir Freddie, ein guter Freund und super Messerschmied, aus Ulm, das Borax, ein Flussmittel zum Feuerschweißen über welches ich hier schon mal berichtet hatte, zugeschickt hat. Ich rief gleich Leonhard an und fragte diesen, ob ich am nächsten Tag mit meinem geplanten Projekt beginnen dürfe...
Ja, und so konnte am Dienstag eine ganz andere Arbeit für mich los gehen... Ich half am Morgen noch etwa eine Stunde Erich und danach ging ich mit ihm in den Werkzeughandel der Schmiede, wo wir für mich 13 alte Motorsägeketten mitnahmen, danach suchte ich mir in der Schmiede mein Werkzeug zusammen und bereitete meinen Arbeitsplatz vor, einige von euch werden jetzt sicher wissen, was ich mit den Ketten vor hatte alle anderen müssen jetzt erst mal warten ;-)
Ich fing damit an die einzelnen Ketten in der Gasesse miteinander feuerzuschweißen. Und unter dem Beisein mehrerer Schmiede und Schleifer, welche immer wieder als Zuschauer vorbei kamen, wuchs das Paket bis zum Abend auf eine doch ziemlich ansehnliche Größe... so schmiedete ich das ganze Grundpaket, auf den Querschnitt eines „typischen“ Grundmaterials von hier aus und machte Feierabend. Lustig war an diesem Abend, das mir viele anfangs nicht glaubten, dass man die Ketten miteinander im Feuer schweißen kann und jetzt schon ein solches Paket zusammengekommen war, doch ziemlich Nervös war ich immer noch, denn die „schwierigste“ Arbeit stand dem ganzen noch bevor...

Doch diese musste einen Tag länger warten als ich Ursprünglich dachte, da ich am Mittwoch mit Leonhard nach Friesach fuhr, wo zur Zeit eine Burg mit den Techniken und Mitteln wie vor 800 Jahren gebaut wird...
Ich fühlte mich dort wie in einem Film oder mehr wie in einem Computerspiel, als ich die Arbeitsgebäude welche für den Bau der Burg nötig waren stehen sah, alles war so irreal und so fantastisch das man es kaum glauben mochte...
Das Projekt, welches 2030 fertig gestellt sein soll, ist so riesig und mit Worten kaum zu beschreiben... so waren hier auf dem Berg Wege angelegt worden, welche dazu dienen Steine und Holz mit dem Muli den Berg hoch zu ziehen und auch die Bäume welche hier herumlagen wurden alle Händisch gefällt... Ich könnte euch ein ganzes Buch über die Baustelle schreiben so viel gab es dort zu sehen, die im Winter zugefrorenen „Wasserleitungen“ welche in alten Holzrinnen liefen, die Korbflechterhütte... Und schließlich der Hügel auf dem dieses Jahr mit dem Bau des Bergfrieds begonnen wird... ein wirklich unbeschreiblicher Ort...
Als ich mit der Projektleiterin, Leonhard, dem Schmied von dort und einem weiteren Arbeiter beim Mittagessen in einem Gasthaus saß, unterhielten wir uns viel über das Projekt, wobei ich ihnen versprach mit ein paar Schmieden hier wieder aufzuschlagen um an dem Großprojekt etwas zu helfen...

Bilder von der Baustelle



Mit einem ziemlich Mulmigen Gefühl ging dann am Donnerstag die Arbeit an dem Kettensägenpaket weiter. Da mir einige Schmiede, mit welchen ich mich auf meinem Schmiedeforum über das Projekt unterhielt, davon abrieten, das Paket zu Dornen, hatte ich noch mehr Angst das ganze so zu machen wie ich es geplant hatte...

Doch ich atmete 3 mal tief durch, übergab das Paket Erich, welcher für mich das Lochen und ausschmieden übernahm... Und nachdem wir den ersten Dorn durch das Paket getrieben hatten war meine Angst schnell verflogen, da Erich das ganze Paket so ausgewogen über den Hammer manövrierte, dass ich mir nicht mehr vorstellen konnte, dass hier noch etwas schief gehen könne... Und so sollte ich auch mit der Entscheidung, dem Schmiedemeister das Paket ausschmieden zu lassen recht behalten... so schnell wie er aus dem Paket einen ansehnlichen Rohling zauberte konnte ich kaum zu sehen und Bilder machen :-)
Danach ging es weiter in die Schleiferei... wo das ganze zurecht geschliffen wurde... danach in die Härterei und dann noch mal zum schleifen...
Danach ätzte ich das ganze noch und lies es von Peter schärfen...
Am Freitag half ich Sigi dabei, Holzschecker auszuschmieden und lies am Nachmittag den „Rohling“ von Einstielen... So das ich am Abend die, soweit ich weiß, erst Axt aus aus Kettensägen in den Händen halten konnte, welche Traditionell gelocht und ausgeschmiedet wurde... Die Axt hat etwa 1,5kg, leider kann ich das Gewicht nicht genau sagen da ich vergessen hatte sie zu wiegen, und hat dank Erich eine typische Form der Müllersschmiede erhalten...
Als ich das Ergebnis der Arbeit von 2 Tagen in den Händen hielt war ich schon etwas Stolz auf die Gemeinschaftsarbeit des Hammerwerks Müller und mir... Aber schaut euch doch einfach selbst die Bilder an ;-)

Diaschau mit Bildern der Motorsägekettenaxt



Am Freitag half ich Sigi dabei, die Holzschecker welche ich ausgestanzt hatte auszuschmieden und war ziemlich enttäuscht, dass dies mein letzter Arbeitstag in der Müllersschmiede war...
So trank ich am Feierabend mit meinen ganzen Kollegen noch ein Bier und ging ins Wochenende.

Am Freitag Nachmittag machte ich im Wald noch ein paar Bilder von der Axt und ging ziemlich früh schlafen...
Am Samstag Morgen ging ich runter zu Peter mit welchem ich an auf einem 2300 Meter hohen Berg über 8 Stunden Wandern ging...




und am Abend gings dann gleich weiter mit Michi und Vici, meinen letzten Abend hier in Frantschach zu feiern.
Sonntags plante ich ein wenig meine Route, zurück zu meinem Motorrad, und packte meine Habseligkeiten... Da Michi und Vici schon am Sonntag Abend aufbrechen mussten verabschiedeten wir uns noch lange voneinander und „schmiedeten“ schon die ersten Pläne wann und wo wir uns denn mal wieder treffen würden ;-)

Schade ist, dass die Zeit hier schon wieder vorbei ist und vor allem, dass ich über die Zeit hier nicht ganz so viel schreiben konnte wie in manch anderen „Chaos“ Berichten... OK was heißt es ist schade... Es war mal mehr als schön für mich, über 2 Monate zu haben in denen nicht dauernd irgendetwas schief gegangen ist und ich mal richtig „entspannen“ konnte nur leider gibt’s halt über ne gute Zeit weniger zu erzählen, als über eine „schlechte“...
Aber ich hoffe euch haben die Bericht über die Hammerschmiede gefallen, ich werde auf alle fälle mal wieder hier her zurück kommen um alle zu besuchen und um zu versuchen ob ich noch ein Sappi schmieden kann! :D Vermissen werde ich jetzt schon alle hier, denn es war wirklich eine Großartige Zeit hier, EINE ZEIT DIE MAN NIE VERGISST!!!

By the way...
Falls ihr mehr über die Geschichte des Hammerwerks erfahren wollt würde ich euch gerne das Buch von Leonhard empfehlen, es ist an sich super schön zu lesen und vor allem als Schmied gibt es hin und wieder zum schmunzeln :D, doch ich denke auch für einen Nichtschmied ist dieses Buch höchst interessant, da es ziemlich spannend über den Werdegang eines Handwerks und einer Familie erzählt welche, so wie auch das Handwerk in den letzten 300 Jahren ihre hochs und tiefs hatte...
Das was mir persönlich am besten an dem Buch gefällt ist zu erfahren wie sich eine solche Schmiede aus den Jahrhunderten raus entwickelt hat und sich trotz eines so großen Marktes und vielen Industrieprodukten, mit Handwerklich gefertigten Werkzeugen in der heutigen Zeit hält...

So ist es auch meiner Meinung nach dem Hammerwerk Müller gelungen, eine Grätsche zwischen Handwerk und Industrie zu machen und heute so wie damals nicht das Handwerk zu vergessen...
Und ich hoffe auch das die Schmiede ihr Handwerk nie vergessen wird! Auf das die Hämmer dort ewig schlagen!

Und mit diesen Worten is auch Schluss für Heut...
Viele Grüße an alle, dieses mal ganz besonders nach Kärnten!

Stück davon
Euer Peter

Hier noch der Link zum Buch