Samstag, 6. November 2010

Bericht Nummer 31 „Versteht mich hier den irgendwer? Hilfe...“

(15.Oktober 2010)

Probleme? Ne die gabs an diesem vernebelten Freitag Morgen noch nicht... ich hatte gut und vor allem Ruhig geschlafen und war fit für den Tag! So lud ich mein Zelt auf und machte mich Startklar für die Weiterreise zu Fritz...

Nachdem sich der Nebel verzogen hatte kam die Sonne und mit ihr ein wunderschöner Tag hervor...
Es war nicht warm aber auch nicht kalt so konnte ich fröhlich und locker vor mich her fahr n und war Glücklicher den je über meine Reise! Der Weg führte mich mitten durch die Berge und ein paar total schöne grüne Flecken in Spanien...
An einem machte ich kurz Rast rauchte eine Zigarette und war überglücklich mit der Reise und meiner Situation...
Doch schon den ganzen Morgen und den Tag über kursierte das Hirngespinst in mir, dass an diesem Tag noch etwas schief gehen sollte... doch ich wusste nicht was, stellte mich aber schon auf schlimmeres ein... (komisch das man manchmal so ein Gefühl hat...)

Ja und da Verlies ich auch schon die Schnellstraße oder Autobahn, ich weiß nicht mehr so genau was es war und als ich mich in die Kurve lehnte hörte ich noch ein Knacken und im stürzte im nächten Moment auch schon von der, außer Kontrolle geratenen, BMW... voller Schmerzen und ziemlich durcheinander schleppte ich mich auf die Straßenseite...
kurz darauf hielt ein Autofahrer und fragte mich ob alles in Ordnung sei...
als ich mich etwas von dem Schock erholt hatte zog ich unter Schmerzen meinen Helm ab und betrachtete mein Motorrad... ich stellte fest das die Kette herausgesprungen war, weswegen auch das Hinterrad blockierte und ich bei etwa 60 oder 70 km/h die Kontrolle verlor... als im nächsten Moment noch ein Autofahrer hielt hoben wir zu dritt die BMW wieder auf und bockten sie auf den Ständer... beim Hochheben wäre ich vor Schmerzen fast eingegangen doch was hätte ich anderes machen sollen ich konnte ja auch nicht zusehen wie das ganze ÖL und Benzin auf die Straße läuft und sich zwei andere für mich so sehr anstrengen...

der erste Passant welcher auch Englisch sprach gab mir sein Handy damit ich bei meiner Versicherung anrufen konnte.. jene fragte mich gleich ob sie einen Krankenwagen schicken sollten nur um auf Nummer sich zu gehen und ob der eine Passant bei meinem Motorrad bleiben könnte bis der Abschleppwagen eintrifft... als dies geklärt war und wir nur noch warten hätten müssen, kam die Polizei vorbei und musste natürlich alles ausfragen und sich um ALLES kümmern... sie wollten alle Unterlagen von mir sehn und ich durfte voller schmerzen wieder in meiner großen Kiste ALLE Papiere raus suchen... was aber auch den Vorteil hatte das ich mir das „wichtigste“ fürs Krankenhaus zusammensuchte und gleich packte... (ich wusste ja nicht wie lange ich dort sein werde oder musste)
Wenige Minuten später kam dann auch der Krankenwagen und der Passant erklärte mir das die Polizei hier bleibt bis der Abschleppwagen eintrifft, damit mein Moped nicht alleine steht... ich überließ ihnen meinen Fahrzeugschein und meinen Schlüssel und stieg in den Krankenwagen...
Im Krankenhaus angekommen ging das Rätselraten weiter zunächst wurde ich ins Wartezimmer verfrachtet und nach kurzer Wartezeit ging es zu einer Ärztin welche keine 3 Wörter Englisch und Deutsch sprechen konnte... so untersuchte sie mich irgendwie und sagte mir das wir meinen Arm röntgen müssen...
Nach dem Röntgen erklärte sie mir irgendwie das mein Arm nur geprellt sei ich eine Bandage bekomme und dann das Krankenhaus verlassen kann...
Als ich die Bandage um hatte wollte sie mich schon nach außen begleiten, da fragte ich ob ich nicht Telefonieren könne... da ich wie ich es mit dem ADAC vereinbart hatte vom Krankenhaus dort anrufen würde um zu erfahren wo mein Motorrad hingebracht wurde...
Die Ärztin bracht mich zu einer Telefonzelle im Eingangsbereich der Notaufnahme und ich suchte gleich die Nummer von der Versicherung raus und rief sofort dort an... doch irgendwie funktionierte nichts und ich steckte gut 10 Euro in den Telefonautomaten welche ich bis heute nicht mehr wiedergesehen habe.... als ich nach einiger Zeit des Versuchens auch noch meine letzte Euromünze die die Kiste werfen wollte kam durch die Tür des Krankenhauses, der Polizist von meinem Unfall, in den Händen trug er die Unterlagen welche ich ihm gegeben hatte...
Ich war im ersten Moment richtig erleichtert das Zeugs wieder zuhaben und gleich zu erfahren wo mein Motorrad ist, um mich dann auf dem Weg zu ihm zu machen und mir einen Plan auszudenken...
Doch als ich ihm zufällig über die Schulter blickte sah ich mein Motorrad auf dem Abschlepper in der Einfahrt der Notaufnahme des Krankenhauses stehn und da fing auch schon der Polizist an, mir zu erklären, das sie es hier abladen wollen...

Und jetzt wollt ihr sicher wissen was mir in dem Moment durch den Kopf ging... ;-) ja das schlimmste ;-)
mein Arm tat saumäßig weh und irgendwie fing auch noch meine Ganze linke Seite an zu schmerzen und vor mir steht son Witzknödel von Polizist welcher hier mein Moped abladen will obwohl eigentlich ja schon alles unter Dach und Fach war... was bildet der A... sich eigentlich ein sieht der net das ich mich net rühren kann und is der so bled und hat net scho beim aufladen gesehen das ma des Ding net mal mehr schieben kann... (ich wollte am liebsten im Kreis laufen und einfach KUKUK singen..)

Na ja das wars was mir durch den Kopf ging aber auch noch was wichtigeres (Peter bleib ruhig die wolln dich nur ärgern... LASS dich net ärgern) so schnaufte ich tief durch und versuchte ihm zu erklären das ich nur mit meiner Versicherung telefonieren will und die das dann für mich klären würden... (oder wenigstens mal übersetzen) doch der Polizist wollte mich einfach nicht verstehen... Nachdem er im Empfang der Notaufnahme die Dame fragte ob es hier irgendwo jemanden gibt der Deutsch sprechen kann... ging ich mit ihm zum Auto und wir fuhren einige Meter zu einem Restaurant, hinter uns das Abschleppauto das mitten auf der Straße stehen blieb...
vor dem Restaurant standen einige Leute herum und schauten mich ziemlich schief an als ich meine Mopedklamotten und mein bisschen Hab und gut mit einer Hand aus dem Polizeiauto hievte...
so und nun denkt ihr sicher die Leute konnten Deutsch und die Sache war geklärt...
„Vergiss es“, es kam noch schlimmer, irgendwie verstanden sie mich, aber dauernd falsch was die Sache noch viel schlimmer machte... der inzwischen gestresste Abschleppwagenfahrer wollte schon mein Moped hier auf die Straße laden und ich versuchte mich irgendwie zu erklären was absolut nicht funktionierte... so wurde ich hektisch und wusste auch nicht mehr was ich sagen sollte und sagte bestimmt 100 mal das ich doch einfach nur bei meiner Versicherung anrufen will und ich doch nur n Telefon brauch... als sie mir dann das 100ste mal irgendetwas darauf Antworteten was überhaupt nicht passte drehte ich mich einfach um ging zu meinem Motorrad zündete mir eine Zigarette an und sah mir den Schaden an, in diesem Moment Verliesen auch ein paar Tränen meine Augen und ich wusste nicht mehr was ich machen sollte...

Dennoch stieß dieses Gefühl jetzt ziemlich weit unten angekommen zu sein, einen Peter in mir hoch den ich die letzten Tage durch die vielen Strapazen echt vermisst hatte... So wischte ich mir die Tränen aus den Augen und sagte „Peter JETZT veränderst du was an deiner Situation und wenn du dafür die ganze Welt verändern musst!“, drehte mich um ging zu den immer noch diskutierenden Leuten sagte ziemlich energisch „Ich brauche ein Telefon!“ zeigte im selben Moment das Zeichen an meinem Ohr... und keine 2 Minuten später Brachte mir der Restaurant Besitzer welcher mich auch plötzlich besser verstand ein Telefon... Ich konnte beim ADAC anrufen und der Ansprechpartner dort klärte mit der Polizei und dem Abschleppdienst das sie mein Motorrad vorerst in ein Abstelllager schaffen würden... So war ich erst mal von dieser last befreit und erklärte dem ADAC Mitarbeiter welcher mich nach meinem weiteren Plan fragte, dass ich am liebsten wieder heim wollte... aber ich mir das erst mal durch den Kopf gehen lassen wollte und noch bei Fritz Bramsteidel meinem nächsten Schmied anrufen will ob er mich als Verletzten bei ihm aufnehmen würde... zusätzlich wollte ich einfach noch mit jemand vertrauten aus der Heimat reden um einfach mal meine Lage zu erklären und vielleicht ein oder zwei Tipps zu bekommen... so beendete ich das Telefongespräch damit, das ich mich später noch melden werde und wir dann die weiter Vorgehensweise planen können...
Die Restaurantbesitzer boten mir an, das ich gerne in ihr Restaurant kommen könnte und dort das Telefon nutzen könne was ich auch gerne annahm... (komisch das auf einmal wieder alles ein wenig zu laufen begann, vor allem mein Wille war wieder da nur ich wusste nicht genau was ich wollte)
So versuchte ich als erstes Fritz anzurufen welcher nicht an sein Telefon ging und versuchte währenddessen auch ein paar Bekannte zu erreichen, da ich auf Geistige Hilfe für mein Problem hoffte... als ich meine Mutter anrief fing ich nach wenigen Sätzen mit ihr zum streiten an da sie mir nicht den Rückhalt gab den ich erhoffte, als ich zu ihr sagte das ich wieder heim will...
Doch sie hatte es auf eine Art erwidert welche mich zum denken brachte! Und ich ich merkte das es ihr bestimmt lieber wäre mich wieder in der vertrauten Heimat Bemuttern zu können, doch ich damit nicht zufrieden wäre und den Moment ewig bereuen würde...
So zermarterte ich mir meinen Kopf nach einen Plan B... Fritz war nicht zu erreichen und seine Adresse welche ich mir aus dem Internet gezogen hatte war nicht 100 Prozentig sicher (mein ursprünglicher Plan vor dem Unfall war, Fritz in der Ortschaft welche ich im Netz gefunden hatte zu suchen)
Da ich Fritz auch nach einigen versuchen nicht erreichen konnte und nicht wusste was ich machen sollte schrieb ich auf meine Skizzen-block in Großbuchstaben GIB NICHT AUF und genau in dem Moment vielen meine Augen auf die Nummer von Guiamina welche mir in Portugal schon viel geholfen hatte... so rief ich sie sofort in Barcelona an und erklärte ihr meine verzwickte Lage... Sie sagte das es normal sei das Fritz nicht an sein Handy gehe aber sie auch einen zweiten Schmied in der Ortschaft kennen würde bei dem ich ganz sicher unterkommen würde, wenn ich es in die Ortschaft schaffen würde... Sie gab mir auch die genaue Adresse von Fritz...

So konnte ich voll durchstarten, OK was heißt voll mit einem Arm geht alles langsamer... ich rief beim ADAC an und fragte ob es nicht möglich sei mein Motorrad die restlichen 150 km nach Santa Eulalia de Oscos schleppen zu lassen, da ich dort Unterkommen könnte und es für mich dort auch möglich sei meine Maschine zu reparieren... Nach, ein wenig hin und her machte sich der Mitarbeiter auch gleich darüber und rief mich keine 30 Minuten später mit der erfreulichen Nachricht an, dass das abschleppen für die restlichen 150 km mich 80 Euro kosten würde... nicht lange überlegt stimmte ich dem zu und er konnte dem Abschlepper zusagen...

Inzwischen war es Abend/Nacht geworden und ich hatte weder Fritz noch den anderen Schmied telefonisch erreicht und stellte mich schon auf eine weitere Nacht im Zelt mit einem kaputten Arm und Motorrad ein... mir ging ständig durch den Kopf wie wohl der Herr vom Abschlepper reagieren würde wenn ich ihm keine anständige Adresse in die Hand drücken würde...

Während ich mir schon einen Plan C ;-) zurechtlegte klingelte das Telefon... in der Hoffnung, das es Fritz oder der andere Schmied seien hob ich ab... doch es war noch einmal der Mitarbeiter vom ADAC der mit mir noch mal alles durchging und mir erklärte, dass der Abschleppdienst in den nächsten 20 Minuten bei mir eintreffen würde... Ein wenig nervös packte ich mein ganzes Zeug vom Tisch, ich hatte mich in dem Restaurant richtig breit gemacht der ganze Tisch lag voll von meinen Unterlagen mein Netbook stand mitten auf dem Tisch und es sah nach richtig Arbeit aus ;-)
Während ich gerade versuchte mit einer Hand meinen Ordner in meinen Rucksack zu quetschen klingelte erneut das Telefon... und am Apparat war Fritz Bramsteidel... Etwas erleichtert konnte ich ihm meine etwas verzwackte Situation erklären auf die er bemerkenswert ruhig reagierte... Er fragte nur, ob ich wirklich noch heute Nacht bei ihm eintreffen würde da es rechnerisch mindestens 24 Uhr werden würde bis wir bei ihm seien... Da ich dies bejahte gab er mir noch seine genaue Adresse und erklärte mir wie man dort hinkommen würde und sagte noch das er die nächste halbe Stunde nicht mehr erreichbar sei... dann aber wieder über seine Festnetznummer!

So wartete ich noch auf den Abschleppdienst in der Hoffnung das am Abend/Nacht ein anderer Fahrer als am Mittag fahren würde... Doch als die Tür des Restaurants aufging stand der immer noch etwas von mir genervte Fahrer vor mir, dessen Laune ich auch gut verstehen konnte... was musste dieser „arme“ Kerl auch alles wegen mir durch machen... Ja und jetzt musste ich ihm noch erklären wo wir gemeinsam hinfahren mussten, da weder sein noch mein Navi die Adresse fanden...
Die Restaurantinhaberin diente hierbei als inzwischen ziemlich gute Dolmetscherin!
Doch er erklärte ihr das er nicht losfahren wolle bevor er nicht von irgendjemanden den genauen Weg erklärt bekommen würde... Ja und natürlich nicht von mir...
Sofort versuchte ich Fritz anzurufen doch es war Ergebnislos er war, wie er es mir gesagt hatte nicht erreichbar... In meinem Kopf überstürzten sich die Gedanken nur so, da ich so kurz vor meinem Ziel wohl doch wieder zum scheitern verdammt war...
Doch aus irgend einem Grund deutete der Fahrer plötzlich an das ich mit raus zu seinem LKW kommen sollte und mein Zeug mitnehmen soll... so stieg ich ein und wir starteten die Fahrt in Richtung Santa de Eulalia de Oscos die Gemeinde zu welcher die Ortschaft gehört in welcher Fritz lebt und arbeitet... Der Fahrer versuchte es einige male Fritz anzurufen nur irgendwie klappte es nicht...
bis es irgendwann doch hinhaute und er von Fritz die genaue Wegbeschreibung bekam!

So fuhren wir durch die Nacht und kamen, ich glaube um kurz vor 12 Uhr in Mazonovo bei Fritz an... dort musste ich meine Seitenkisten komplett ausleeren und den Inhalt in das Auto von Fritz verfrachten, da es sonst unmöglich gewesen wäre das Moped vom LKW zu schieben, das Hinterrad war durch die Kette völlig blockiert...
So luden wir unter Einsatz unserer ganzen Kraft... (zumindest ich war sehr erschöpft und hatte ziemliche Schmerzen) die BMW ab und ich konnte mit Fritz den Berg hoch zu seiner Wohnung fahren!

Dort gab Fritz mir noch etwas zu essen... Ich glaub er hatte meinen Magen grummeln gehört ;-) ich hatte außer eine Kleinigkeit am Morgen den ganzen Tag über nichts gegessen... so aßen wir und unterhielten uns noch ein wenig bis wir schlafen gingen...


Soooo und das wars von mir und meinem Unfall...
Rückblickend muss ich sagen das ich echt Glück im Unglück hatte, wäre meine Kette irgendwo in den Bergen oder auf einer meiner „Lieblingsstraßen“ herausgesprungen könnte ich wahrscheinlich jetzt keinen Bericht mehr für euch schreiben!
Und ich möchte mich, auch wenn es manche von ihnen wahrscheinlich nicht lesen können, bei allen Leuten bedanken die mir in der Situation geholfen haben... ob es der Herr am Unfallort war oder meine Mutter am Telefon oder der Herr vom ADAC oder oder oder... jeder hat mir bestmöglich weitergeholfen und es geschafft mich doch irgendwie an mein „Ziel“ zu bringen!

ALSO noch mal DANKE dafür!

Grüße aus Mazonovo
Stück davon

Euer Peter

Leider is der Bericht ganz ohne Bilder dafuer gibts hier ein paar Bilder vom kaputten Moped! Mehr davon stell ich die Tage online... da kann man dan auch besser die kaputten Teile erkennen :/


3 Kommentare:

  1. Kopf hoch Peter, die Momente in denen man es am schwersten hat, an die erinnert man sich später am liebsten oder es sind die besten Geschichten die man erzählt, du hättest es sicher bereut nach hause gefahren zu sein. Zähne zusammenbeissen und durchhalten, ich drück dir die Daumen!

    Mfg Pascal

    Ps: Noch eine Frage, wo möchtest du als nächstes hin, rein ländermässig... wolltest du nicht nach Skandinavien?

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  2. Ja das stimmt die Geschichten von Unterwegs bestehn eigendlich nur aus solchen Momenten ;-) wer will den schon gross was von Sonnenschein und ner tollen Fahrt hörn... war aber echt schwer zu dem Zeitpunkt durchzuhalten...

    also mein Nächstes Ziel wird Barcelona - Italien - Österreich... Norwegen kommt evtl noch im Sommer wenn alles hinhaut...

    Stück davon
    Peter

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  3. Da hast du ja was erlebt, respekt für die Meisterung aber denk dran, ab und zu ist doch ein Auto besser :D

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